Backpacken auf Kuba

Im Oktober/November 2017 war ich mit einem Freund auf Kuba etwa 2,5 Wochen mit dem Rucksack unterwegs. Das Reisen dort ist sehr viel anders im Vergleich zu so ziemlich jedem anderen Land, weil man z.B. fast nirgendwo Internetzugriff hat und man sehr viele Dinge offline regeln muss. Eine kleine Auswahl an Bildern der Reise gibt es auf Flickr.

Visum und Einreise

Für die Einreise nach Kuba benötigen deutsche Staatsangehörige kein Visum. Jedoch benötigt man eine Touristenkarte, ohne die man nicht ins Land reingelassen wird. Diese Touristenkarte kann man bei der Botschaft in Berlin oder Bonn persönlich, durch Dritte oder per Post beantragen. Wenn man nicht persönlich erscheint, erhöht sich jedoch die zu zahlende Gebühr von ca. 25€ auf ca. 50€. Am Flughafen – wir sind von Köln/Bonn abgeflogen – wurden jedoch auch über die Fluggesellschaft bis kurz vor dem Abflug am Gate diese Touristenkarten für ca. 20€ verkauft. Ich weiß jedoch nicht, ob dies immer der Fall ist und ob man sich darauf verlassen kann. Bei der Einreise muss man ein spanischsprachiges Bestätigungsschreiben der Auslandsreisekrankenversicherung vorzeigen können. Man erhält sie auf Anfrage bei der Versicherung.

Orientierung

Da es auf Kuba nur spärliche Internetversorgung gibt, ist eine Offline-Karten-App oder eine Totholzkarte unbedingt empfehlenswert. Wir haben gute Erfahrungen mit der Karten-App „Karte von Kuba offline“ gemacht. Sie nutzt die Daten von Openstreetmap. Viele Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte, Busstationen, Geldautomaten, internationale Ärzte und Apotheken sind hier eingezeichnet und durchsuchbar.

Internet

Internet gibt es auf Kuba nur in den größeren Städten. Dort gibt es in bestimmten Parks Hotspots des staatlichen Telekommunikationsanbieters (ETECSA). Um die Hotspots nutzen zu können, benötigt man Zugangscodes, die man dort in der Nähe erwerben kann. Es gibt Karten für die WLAN-Nutzung für 1 Stunde und 5 Stunden. Wenn man einen Code für eine Stunde bei ETECSA direkt kauft, kostet er 1,5CUC. Wenn die offizielle Verkaufsstelle jedoch geschlossen ist, gibt es noch „Zwischenhändler“, die sich in der Nähe der Parks aufhalten und bis zu 5CUC für einen 1-Stunden-Code nehmen. Man sollte sich hier also nicht über den Tisch ziehen lassen. Die Hotspots funktionieren meistens, aber nicht immer. Wichtige Dinge sollte man also offline speichern, bzw. rechtzeitig klären. Nach Möglichkeit sollte man die Statusseite, die anzeigt, wieviel Zeit noch verbleibt, geöffnet lassen, um sich abmelden zu können, wenn man nicht die gesamte Stunde verbrauchen möchte. Internet über die mobile Datenverbindung existiert nicht – und es wäre nach den offiziellen Preistabellen der deutschen Provider sowieso unbezahlbar teuer.

Flug und Anreise

Es gibt mehrere Fluggesellschaften, die nach Kuba fliegen. Dabei werden hauptsächlich – aber nicht nur – die beiden Flughäfen in Havanna und Varadero angeflogen. Varadero ist der Urlaubsort für internationale Touristen mit vielen All-Inclusive-Burgen und einem langen Sandstrand. Deshalb gibt es viele Flüge dorthin. Wenn man in Varadero landet, kann man innerhalb von 2-3 Stunden nach Havanna gelangen.

Reisen innerhalb von Kuba

Die großen Städte und auch einige kleinere Städte und Orte werden durch die Busse des Anbieters Viazul miteinander verbunden. Die Fahrzeiten sind gut und die Preise erschwinglich. Plätze kann man online oder an den Abfahrts-/Ankunftsorten der Busse kaufen. Man sollte sich aber spätestens einen Tag vor der Fahrt um einen Platz kümmern. Die Klimaanlagen funktionieren in den Viazuls meistens sehr gut. Etwas Langärmliges sollte man griffbereit halten. Eine weitere Möglichkeit, um zu reisen und auch Orte zu erreichen, die nicht vom Viazul angefahren werden, sind die Taxis Colectivos. Man findet sie meistens recht einfach in der Nähe der Viazul-Busstationen oder man fragt in seiner Unterkunft nach. Der Preis ist Verhandlungssache und es ist – wie der Name schon sagt – am besten, wenn man sich das Taxi mit anderen Leuten teilt. Taxis Colectivos sind meistens entweder offizielle Taxis (gelb) oder alte Amischlitten, für die Kuba ja bekannt ist. Flüge innerhalb Kubas lassen sich z.B. über die Seite Cuba Travel Network buchen. Flüge lohnen sich vor allem für die weite Strecke Santiago-Havanna oder Baracoa-Havanna. Zu beachten ist, dass man sich rechtzeitig um Flüge kümmern muss, um noch Plätze zu bekommen. Unsere Erfahrung ist, dass z.B. die Flüge Santiago-Havanna etwa eine Woche im Voraus ausgebucht sind. Zu beachten ist außerdem, dass es in Havanna mehrere Flughäfen gibt, die teilweise etwas außerhalb liegen. Innerhalb der Städte kann man ein Taxi mit Preis auf Verhandlungsbasis nehmen. Meistens sind das alte amerikanische Autos. Unsere Erfahrung war, dass man gut damit fährt, als Einstiegsgebot für den Fahrpreis 2CUC zu wählen und sich dann langsam hochhandeln zu lassen. Oder man lässt sich von einem Bicitaxi – einem dreirädrigem Fahrradtaxi – durch die Stadt fahren.

Geld

In Städten konnten wir mit DKB-Visa-Kreditkarten immer ohne Probleme Geld abheben. In kleinen Orten gibt es aber meistens keine Geldautomaten. Generell sollte man immer eine gewisse Reserve für ein paar Tage bereithalten. Im Notfall kann man ggf. auch in Euro bezahlen; darauf sollte man sich aber nicht verlassen. Auf Kuba gibt es zwei Währungen, die parallel existieren: Kubanischer Peso (CUP) und Peso Convertible (CUC). Dabei ist für Touristen nur der CUC interessant und man kommt auch nur mit ihm in Berührung. Er entspricht 1:1 dem Wert des US-Dollars, was das Umrechnen einfach macht. Ein beliebtes Touristensouvenir ist jedoch der 3-CUP-Schein, auf dem Che Guevara abgebildet ist.

Unterkünfte

Auf Kuba gibt es keine Hostels, wie man sie so als Backpacker kennt. Es gibt Hotels in jeder größeren Stadt und für Pauschaltouristen vor allem in Varadero viele All-Inclusive-Anlagen. Für Tourist*innen mit kleineren Geldbeuteln bieten sich die Casas Particulares an: Privatleute bieten Gästezimmer für Touristen an. Dies darf nur mit offizieller Lizenz geschehen – bei Problemen verlieren die Anbieter evtl. diese Lizenz. Eine offizielle Casa Particular hat außen ein Zeichen am Haus, an dem man erkennen kann, dass sie eine Lizenz hat. Es darf in einer Casa Particular maximal zwei Gästezimmer geben. Meistens erhält man dort ein leckeres Frühstück mit Obst, Kaffee, Tee, Brot, Wurst und Käse. Wenn man nachfragt, bekommt man gegen Aufpreis auch ein meistens reichhaltiges Abendessen. Eine Übernachtung kostet im Doppelzimmer ca. 15-30CUC. Da die Besitzer durch die Gästezimmer für kubanische Verhältnisse sehr viel Geld verdienen, meistens die gesamte Familie finanziell von den Gästezimmern abhängig ist und viel von der Zufriedenheit der Gäste abhängt, sind die Ausstattung und der Service in den allermeisten Fällen sehr gut. Gleichzeitig bekommt man einen kleinen Einblick in das Leben von Kubanern. Die Betreiber sind untereinander außerdem vernetzt und geben gerne Empfehlungen für Casas Particulares in anderen Städten. Auf Anfrage rufen sie auch in anderen Casas Particulares an, um ein Zimmer zu reservieren. Eine kleine Auflistung über Casas Particulares in verschiedenen Orten, die ich empfehlen kann:

  • Playa Girón: Casa Miguel y Odalys (migueodalis69[at]nauta.cu): sehr viel und gutes Essen
  • Camagüey: Casa Vega: Die Inhaberin war einmal Pianistin, ist sehr freundlich und hat mir sonntags einen Arzttermin organisiert.
  • Baracoa: Casa Atabey (Inh. Yanicet Mora Hernández, yadaimis[at]nauta.cu): Sehr empfehlenswert! Die Casa hat erst im Jahr 2017 eröffnet und wir waren so ziemlich die ersten Gäste. Die Betreiber sind sehr liebenswürdig und zuvorkommend. Es gab sehr leckeres Essen und gute Unterhaltungen mit der Inhaberin. Die Casa soll noch weiter ausgebaut werden und eine Dachterasse erhalten.

Die Empfehlungen des Stefan Loose Reiseführers sind unserer Erfahrung nach immer sehr gut und treffend. Der Reiseführer ist auch im Allgemeinen zu empfehlen.

Medizinische Versorgung

Kubaner können kostenlos zum Arzt gehen, jedoch sind für sie Medikamente relativ schwierig zu bekommen. Die Regale der Apotheken sind ziemlich leer und die Schlangen recht lang. Für Touristen sieht dies etwas anders aus. In großen Städten gibt es Clínicas Internacionales und Farmacias Internacionales, die im gleichen Gebäude zu finden sind. Als Tourist kann man dort einfach vorstellig werden. Die Ärzte sprechen Englisch. Nach der Untersuchung erhält man das passende Medikament – wenn nötig – direkt aus der Apotheke. Untersuchung und Medikamente bezahlt man bar und erhält Quittungen. Wir beide mussten je einmal zum Arzt. Einmal wegen Erkältung und Fieber (hier gab es direkt noch eine Blutabnahme für einen Schnelltest auf Tropenkrankheiten) und einmal wegen Magen-Darm. Beide Male war der Arztbesuch unkompliziert und sogar sonntags wurde extra für uns die Praxis geöffnet.

Mangelwirtschaft

Kuba – als eines der letzten Relikte des Sozialismus – hat mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Viele für uns alltägliche Dinge sind Mangelware. Baumaterialien für die Instandhaltung von Häusern, bestimmte Lebensmittel, Hygieneprodukte, etc. In Cienfuegos sahen wir z.B., wie abends eine Drogerie beliefert wurde. Am nächsten Tag bildete sich eine lange Schlange vor dem Laden, die von der Polizei im Zaum gehalten wurde. Die Schlange wurde über mehrere Stunden nicht kürzer. Dinge, auf die man angewiesen ist, sollte man auf jeden Fall in ausreichender Zahl mitführen, da man sie evtl. nicht einfach ersetzen kann. Woran es jedoch nicht mangelt, ist Essen. Essen gibt es (fast) immer und (fast) überall – und meistens in ordentlichen Portionen. Oft gibt es aber einfach Fleisch mit Reis und Obst. Wenn man Abwechslung möchte, muss man sich also etwas umschauen oder nachfragen. Auch am Rum mangelt es nicht. Wir hatten das Gefühl, dass es einfacher ist, eine Flasche Rum zu bekommen alse eine Flasche Wasser. Es gibt eine Vielzahl von Rumsorten, durch die man sich probieren kann. Dazu einfach in einem (gehobeneren) Restaurant einen Blick in die Karte werfen oder in eine Casa del Ron gehen. Ein interessanter Nebeneffekt der Mangelwirschaft ist eine große Verbreitung von Elektro-Rollern. Weil man in Kuba an Tankstellen länger ansteht und es auch Orte gibt, die über 30km von der nächsten Tankstelle entfernt sind, besorgen sich die Kubaner nach Möglichkeit E-Roller. Eine Familie legt dann Geld zusammen und tut über Kontakte eine Möglichkeit auf, an einen Roller zu gelangen. Bis vor Kurzem war es wohl auf legalem Weg gar nicht möglich, einen E-Roller zu kaufen. Mittlerweile ist es wohl auch legal möglich. Und obwohl es für Kubaner extrem schwierig ist, einen E-Roller zu bekommen, fahren sehr viele auf den Straßen umher. Wenn gerade kein Familienmitglied den E-Roller benötigt, wird er einfach ins Wohnzimmer geschoben und an der Steckdose geladen. Dort ist er außerdem sicher abgestellt. Elektromobilität ohne staatliche Förderung – die Kubaner machen vor, wie es geht.

Ablauf und Orte der Reise

Die Stationen unserer Reise waren:

  • Ankunft in Varadero und sofortige Fahrt nach Havanna im Viazul
  • Sightseeing in Havanna. Mindestens zwei Tage sollte man einplanen
  • Fahrt im Viazul nach Playa Girón
  • Tauchtour (Centro de Busceo am Hotel) an der Punta Perdiz und Schnorcheln in der Caleta Buena. Playa Girón ist ein kleines, verschlafenes Nest das neben Strand, Meer und viel Ruhe und Entspannung nur noch das Museum zur Invasion in der Schweinebucht zu bieten hat.
  • Fahrt im Viazul nach Cienfuegos
  • Ein Tag Sightseeing in Cienfuegos
  • Fahrt im Taxi Colectivo nach Trinidad
  • Zwei Tage Sightseeing in und um Trinidad
  • Fahrt im Viazul nach Camagüey
  • Zwei Tage Sightseeing in Camagüey
  • Fahrt im Viazul nach Santiago de Cuba
  • Sightseeing in Santiago de Cuba. Hier lassen sich die Gräber der Nationalhelden von Kuba besichtigen, z.B. Martí, Céspedes und Fidel Castro. Auch das Grab von Bacardi (der mit dem Rum), ist hier zu finden. Uns hat Santiago aber am wenigsten auf unserer Reise gefallen, was wohl an den Leuten liegt. Wir konnten aber nicht wirklich sagen, was der Grund war.
  • Fahrt im Viazul nach Barcoa
  • Ein Tag Wanderung zum Yunque (Tafelberg): Man läuft durch Regenwald – Schuhe und Kleidung sollten also auf Schlamm und Dreck ausgelegt sein. Ein Tag Tour durch den Humboldt-Nationalpark. Man sieht Mahagoni, Kolibris und mit ewas Glück den kleinsten Frosch der Welt. Ein Tag Strand.
  • Flug Baracoa-Havanna mit Aerogaviota und Fahrt nach Varadero.
  • Tauchen in Varadero und Ausklingen lassen der Reise
  • Rückflug nach Deutschland

Fazit

Kuba ist ein Reiseland, das gewisse Fallstricke bietet (Internet, Mangelwirtschaft). Die Menschen aber sind sehr liebenswürdig und hilfsbereit. Landschaftlich und architektonisch gibt es einiges zu sehen und kulturell viel zu erleben. Ein deusch sprechender Taxifahrer sagte uns: „Das, was ich euch eben erzählt habe, kann ich außerhalb des Taxis nicht sagen, weil man mich verhaften würde. Aber seit Raúl [Castro] ist schon vieles besser geworden.“ Demnächst wird Kuba wohl mit dem Verlegen von Internetleitungen in Privathäuser anfangen und die unter Obama eingeleitete Annäherung zwischen Kuba und den USA hat wohl erste positive Auswirkungen – wobei zu hoffen ist, dass Trump das nicht alles wieder zerstört. Kuba ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Aber in Anbetracht der vielen Einschränkungen, die man dort erfährt, bin ich auch sehr froh, nicht mein gesamtes Leben dort verbringen zu müssen.

updatedupdated2018-03-242018-03-24